30.04.2018

Erste Schritte zur Digitalisierung

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5 min

Es klingt wie die Erfüllung aller Unternehmer-Träume: Die Digitalisierung bietet ein gewaltiges Einsparpotenzial. Vom Handel über Fertigungsbetriebe bis zu Dienstleistern: Die Kostenreduktionen können für jede Branche gravierend sein. Für eine Studie der HTWK Leipzig und des E-Commerce-Dienstes Mercateo wurden 110 Verantwortliche im Bereich Beschaffung und Einkauf in deutschen Unternehmen zu finanziellen Einsparungen durch Digitalisierung befragt. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Unternehmen können demnach mithilfe der Digitalisierung die Arbeitszeit bestimmter Prozesse verringern und zugleich die Prozesskosten sparen. Wie Sie als CEO eines mittelständischen Unternehmens die Einsparmöglichkeiten der Digitalisierung ausschöpfen können, lesen Sie hier.

Stellen Sie sich beispielsweise die Frage, wie viel Zeit Ihr Unternehmen dafür benötigt, Materialien zu beschaffen, die im Arbeitsalltag im Bereich Verwaltung, Betrieb oder Instandhaltung vonnöten sind – ganz unabhängig von den Gütern, die bei der Produktion eine Rolle spielen. Ein durchschnittlicher Mittelständler mit rund 7.100 Bestellungen pro Jahr kann mithilfe von digitalisierten Prozessen seine Bestellkosten von derzeit knapp 820.000 Euro um mehr als 40 Prozent auf 480.000 Euro reduzieren. Auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf einzelne Sparten schlüsselt die Studie auf – wie zum Beispiel die Wahl der Lieferanten, die Bestellung der Ware, den Wareneingang oder die Bezahlung. Bei einem einheitlichen, aber manuellen Prozess, der ein Unternehmen rund 115 Euro kostet, können digitale Werkzeuge die Kosten auf 67,94 Euro reduzieren.

Industrie 4.0 sorgt für mehr Effizienz

PricewaterhouseCoopers (PwC) belegt in einer anderen Studie wiederum, dass die Industrie 4.0 in den nächsten fünf Jahren zu einer Steigerung der Produktions- und Ressourceneffizienz von 18 Prozent führen wird. Gleichzeitig erwarten die befragten Unternehmen im Hinblick auf die Kostenreduktion durch Industrie 4.0 jährliche Einsparungen in Höhe von zusätzlichen 2,6 Prozent über die üblichen Kosteneinsparungen hinaus. Die Erwartungen der Prozessindustrie sind dabei mit einer Kostensenkung von 1,9 Prozent pro Jahr deutlich konservativer als die der diskreten Fertigungsindustrie. Die erwarteten Kosteneinsparungen beziehen sich nicht nur auf unternehmensinterne Effizienzsteigerungen, sondern sind auch das Resultat einer stärkeren horizontalen Integration.


Auch die Digitalisierung hat große Auswirkungen auf das Gesamtergebnis. Die Steuerberatung Breit nennt als Beispiel ein Hamburger Unternehmen aus der Lebensmittelbranche: Hier wurden vor der Digitalisierung 400 Meter Kartons mit Belegen aufbewahrt. Denn wie in vielen deutschen Betrieben sammelte sich im Lauf der Zeit aufgrund der Aufbewahrungspflicht von sieben bis zehn Jahren ein Papierberg an. Bei Betriebsprüfungen musste ein Mitarbeiter Belege heraussuchen – und später wieder einordnen. Die Aufbewahrung und Pflege der Belege kosteten Zeit, Nerven und Organisationsaufwand.

Kommt Ihnen das vertraut vor? Dann wird es Sie interessierten, dass dieses Unternehmen mit der Digitalisierung 40.000 Euro pro Jahr einsparen konnte. Diese Summe setzt sich aus wegfallenden Lagerkosten, Verwaltungskosten und Personalkosten zusammen. Und noch wichtiger: Diese Einsparung hat noch viel größere Auswirkungen auf den Wert des Unternehmens. Denn ohne Digitalisierung verschenken Sie jeden Tag Gewinne und Werte.

Die ersten Schritte zur Digitalisierung

Sind Sie bereit für die Zukunft? Mit drei ganz pragmatischen Schritten zeigt PwC auf, wie sich Unternehmen auf den Weg zur Digitalisierung und zur Anwendung von Industrie-4.0-Konzepten machen können.

Die ersten Schritte zur Digitalisierung

1

Dinge benennen

Nur auf Basis einer eindeutigen Identifikation wird eine Digitalisierung und Vernetzung der Wertschöpfung und damit der Kernprozesse möglich. Geben Sie daher allen Produkten und Produktionsmitteln eine eindeutige ID, zum Beispiel über einen Barcode, und damit einen unverwechselbaren Namen. Daten können erhoben werden, und eine vollständige digitale Eigenbeschreibung von Produkten und Produktbestandteilen kann erfolgen. Das Resultat: Ein effizientes Bestands- und Supply-Chain-Management wird erleichtert.

2

Messen und bewerten

Messen Sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette alle anfallenden Prozess- und Sensordaten, um den aktuellen Zustand von Produkten und Produktionsmitteln zu erheben. Wo nicht bereits vorhanden, rüsten Sie Sensoren an multiplen Messpunkten entlang der Fertigung und der Produkte nach, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Die Verfügbarkeit von Messdaten ermöglicht eine Verbesserung der Durchlaufzeiten, höhere Produktqualität und eine Senkung der Prozesskosten.

3

Vernetzen und analysieren

Vernetzen Sie die eindeutig identifizierten Produkte mit ihrer digitalen Eigenbeschreibung, den Produktionsmitteln sowie den anfallenden Prozess- und Sensordaten, und verknüpfen Sie die unterschiedlichen Datenquellen. Schaffen Sie die hierzu notwendigen Kommunikations- und IT-Infrastrukturen, um eine Vernetzung zu ermöglichen und Daten kombinierbar und analysierbar zu machen – und das am besten in Echtzeit. Sie machen damit erste Schritte hin zu einem Big-Data-Management, aus dem Sie Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Qualitätsoptimierung für Ihr eigenes Unternehmen sowie die Leistung Ihrer Wertschöpfungspartner ableiten können.

Digitalisierung ist also viel mehr, als die Technik auf den neuesten
Stand zu heben. Es ist eine grundsätzliche Veränderung aller Abläufe –
mit einem wirtschaftlichen Effekt für alle Bereiche Ihres Unternehmens.
Trotz anfänglicher Investitionskosten ist auch das Ziel klar: Mit dem
Startschuss für die Digitalisierung sorgen Sie automatisch für mehr
Effizienz und bessere Arbeitsbedingungen für Ihre Mitarbeiter – und
steigern gleichzeitig den Wert Ihres Unternehmens.